23.10.2024rss_feed

Durch einen Fleischverzicht in Deutschland werden wir das Klima nicht retten

Zitatgrafik Schmidt

Die gesellschaftlichen Herausforderungen aufgrund des Klimawandels sind riesig. Alle Branchen sind gefordert, einen Beitrag zur Senkung ihrer Treibhausgasemissionen zu leisten, auch die Landwirtschaft. Dies führt u.a. zu Forderungen, den Nutztierbestand zu halbieren oder die Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Dabei sind die Auswirkungen für die Umwelt, die Gesundheit und die Volkswirtschaft in Deutschland bislang wissenschaftlich unzureichend belegt und quantifiziert. Ohne Kenntnis der wirtschaftlichen und sozialen Folgen einer Ernährungs- und Agrarwende kann man seriöser Weise keine weitreichenden Politikvorschläge für eine nachhaltige Landwirtschaft machen. Eine Untersuchung des Agrarökonomen Prof. Dr. Michael Schmitz (1) zeigt auf, dass eine Reduzierung der Fleisch- und Milchproduktion in der EU-27 um 50 % sogar einen Anstieg der globalen CO2äqu.-Emissionen zur Folge haben kann. In der Studie wird dies auf sog. Leakage-Effekte durch weltweite Umschichtungen von Produktion und Verbrauch bei Agrargütern einerseits und durch Umschichtungen innerhalb der Verbraucherwarenkörbe in Richtung zu Nicht-Nahrungsmitteln andererseits zurückgeführt. Die Forderungen nach einem Abbau der Nutztierbestände erscheinen darüber hinaus umso problematischer, wenn man den Beitrag der Nutztierhaltung für den Nährstoffkreislauf im Pflanzenbau, die C02-Bindung im Grünland sowie die Folgen einer Transformation für die Wertschöpfung in den vor- und nachgelagerten Branchen berücksichtigt. Bezogen auf Deutschland muss davon ausgegangen werden, dass eine Reduzierung des Fleischverzehrs kaum Auswirkungen auf das Weltklima hätte. Die wirtschaftlichen Auswirkungen wären aber gravierend. Daher bedarf es eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanagements, das die skizzierten Zusammenhänge ideologiefrei bewertet. (2)

 

(1) Schmitz, P.M. (2019), Globale Auswirkungen einer rein pflanzlichen Ernährung – Konsequenzen für Wirtschaft, Umwelt und Welternährung. Agra-Europe, 60. Jahrgang, Nr.7 vom 11. Februar, Dokumentation, S. 1-46.

Schmitz, P.M. (2021), Die deutsche Landwirtschaft im perfekten Sturm – Ein systemrelevanter Schlüsselsektor mit Existenzsorgen. Agra-Europe, 62. Jahrgang, Nr.1 vom 04. Januar, Sonderbeilage zu den Länderberichten, S. 1-6.

(2) idw Informationsdienst Wissenschaft (19.04.2021); Universität Witten/Herdecke: Erfolgreich den nachhaltigen Wandel mitgestalten in Ernährungsbranche, Kosmetik, Sport & Co.