RZÖko - Langlebig und gesund für nachhaltiges Tierwohl
Der RZÖko ist ein neuer Zuchtwert für die Rasse Deutsche Holsteins, der speziell auf die Bedürfnisse ökologisch und extensiv wirtschaftender Betriebe ausgerichtet ist. Erstmals wird er mit der August-Zuchtwertschätzung 2023 auf den Zuchtwertdatenblättern und in den Datenbanken des vit ausgegeben. Er ist verfügbar für alle genetisch untersuchten (typisierten) weiblichen Holsteins und Bullen mit deutschen Zuchtwerten. Da über Interbull keine Gesundheitszuchtwerte ausgetauscht werden, kann der neue Zuchtwert nicht für Bullen mit reinen Interbull-Zuchtwerten geschätzt werden.
Zielstellung und Zusammensetzung
Orientiert an den besonderen Rahmenbedingungen und Anforderungen für ökologische Milchviehbetriebe setzt der RZÖko einen klaren Schwerpunkt bei der Funktionalität. Die hohe Gewichtung (2/3) der Nutzungsdauer (38% RZN) und direkten Gesundheitsmerkmale (RZGesund 21%) zielt darauf ab, frühzeitige und vermeidbare Abgänge zu verhindern. Als weitere funktionale Merkmale sind zudem die Körperkondition (5% BCS) und die Kalbeeigenschaften der Mutter (3% RZKm) enthalten. Die Herreinnahme des BCS soll die Körperkondition der Tiere verbessern und zu einer höheren Widerstandsfähigkeit führen.
Ökologisch und extensiv wirtschaftende Betriebe streben an, ihre Tiere vornehmlich aus dem eigenen Grundfutter, ergänzt um möglichst regionale, bio-zertifizierte Futtermittel, zu versorgen. Das hervorragende Leistungsvermögen und hohe genetische Potential der Rasse Deutsche Holsteins führt insbesondere in der Frühlaktation zur Herausforderung, die Tiere leistungsgerecht zu versorgen und auszufüttern. In Relation zur hohen ökonomischen Bedeutung der Leistungsmerkmale, vor allem der Inhaltsstoffe, braucht es daher moderate Milchmengen bei guten Inhaltsstoffen. Der RZÖko greift diese Herausforderung in der Leistungskomponente durch zwei Aspekte auf.
Im Vergleich zu RZG und RZ€ wird die Milchleistung mit insgesamt 27% weniger stark gewichtet. Die Eiweiß- und Fettmenge werden im marktgerechten Verhältnis von 2:1 berücksichtigt. In der Regel zahlen die Molkereien nach Fett- und Eiweißgehalt der Milch aus.
Als Novum in der deutschen Zucht wird die Milchmenge mit 6% negativ gewichtet. Diese Komponente soll gezielt die fett- und eiweißfreie Milchmenge über die Korrelation zur Milchmenge reduzieren. Das heißt, reine Milchmengenvererber ohne gute Inhaltsstoffvererbung werden hier gezielt bestraft. Im Ergebnis wird der Zuchtfortschritt insgesamt in der Milchmenge im Vergleich zu RZ€ und RZG dadurch gebremst, ist jedoch durch die Berücksichtigung der Fett- und Eiweißmenge nach wie vor positiv.
Nähere Erläuterungen stehen zur Hauptveröffentlichung auf der Seite des vit zur Verfügung.
Was kann der RZÖko leisten?
Der RZÖko hat seine Stärken entsprechend der Zielstellung klar in den Bereichen Nutzungsdauer und Gesundheit. Bei RZN und RZGesund realisiert der RZÖko den höchsten Zuchtfortschritt im Vergleich der Gesamtzuchtwerte.
Die Integration des BCS führt zu besser konditionierten Tieren, die mehr Körperreserven erhalten. Über die Beziehung der enthaltenen Merkmale wird mit dem RZÖko gleichzeitig auf kleinere, mittelrahmige Tiere gezüchtet.
Eigene Toplisten für den RZÖko
Um einen bestmöglichen Überblick über die höchsten Bullen nach RZÖko zu erhalten, werden mit jeder Zuchtwertschätzung neue Toplisten ausgegeben:
- für genomische Jungbullen (sbt/rbt)
- für töchtergeprüfte Bullen (sbt/rbt)
- für Bullen mit 99 % Sicherheit (sbt/rbt)
Die Toplisten zum RZÖko und auch zu den anderen Gesamt-Zuchtwerten RZG und RZ€ stehen auf der Seite des vit.
Wird sich der Zuchtwert weiterentwickeln?
Der RZÖko ist in Zusammenarbeit mit der Ökologischen Tierzucht gGmbH (ÖTZ), dem BRS, dem Rechenzentrum vit und Prof. Swalve (Uni Halle) entstanden. Bei der Entwicklung wurden Forschungsergebnisse aus dem Projekt Longlife
, das von Prof. König (Universität Gießen) und Prof. Swalve geleitet wurde, berücksichtigt (Quelle: orgprints.org/id/eprint/38467).
Die Entwicklungspartner streben an, den Zuchtwert regelmäßig zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Es wurden bereits im Austausch mit Praktikern und Beratern während der Entwicklungsphase weitergehende Anforderungen und mögliche Entwicklungsschritte bspw. für zusätzliche Merkmale gesammelt.