Neue Zuchtwerte für Beef on Dairy – für leichtere Geburten und höhere Verkaufserlöse

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© Dorothee Warder

Mit der August-Zuchtwertschätzung 2025 gibt es spannende Neuerungen bei den Fleischrassebullen. Endlich stehen Landwirten bei der Anpaarung von Fleischrassebullen auf Holsteinkühe nicht mehr nur phänotypische Abweichungen für einzelne Merkmale zur Verfügung, sondern Zuchtwerte für fünf Merkmale. So werden Anpaarungsentscheidungen für Beef on Dairy (BoD), also Gebrauchskreuzungen, zukünftig deutlich objektiver.

 


Fünf neue Zuchtwerte für BoD

Abkalbezuchtwerte


Die neuen BoD-Abkalbezuchtwerte sind vom Prinzip her altbekannte Zuchtwerte aus der Holstein-Zucht. Mit KVd (Kalbeverlauf direkt), TGd (Totgeburten direkt) und RZKd (Abkalbeeigenschaften direkt = Index aus KVd und TGd) stehen auch bei BoD-Bullen nun endlich Abkalbezuchtwerte und nicht mehr nur phänotypische Werte/Abweichungen (Schwergeburten, Totgeburten, Trächtigkeitsdauer und Kälberfitness) zur Verfügung. Da aber die Holstein-Rasse gegenüber Fleischrassen besonders leichtkalbig ist und weniger in den Abkalbemerkmerkmalen variiert, lassen sich die Werte für die BoD-Rassen und Holsteins bei gleicher Basis nur schwer miteinander vergleichen. Daher werden die BoD-Rassen auf einer eigenen Basis ausgegeben, das heißt aber auch, dass die Zuchtwerteanders als die der Holsteins interpretiert werden müssen. Da aber beispielsweise Angus für eher leichtere Kalbeverläufe und Weißblaue Belgier für schwerere Kalbeverläufe bekannt sind, lassen sich mit diesem Wissen und dem Mittel innerhalb der Rassen Rückschlüsse für die einzelnen Bullen ziehen.


Kälbervermarktungszuchtwerte


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© Anke Rolfes

Völlig neu stehen jetzt Zuchtwerte für Kalbgewicht und Kalberlös bei BoD-Anpaarungen zur Bullenselektion zur Verfügung. Diese Werte sind entscheidend, weil sie direkt beeinflussen, wie viel Geld man beim Verkauf der Kälber erzielen kann. Ein Bulle mit einem hohen Zuchtwert für Kalbgewicht sorgt dafür, dass seine Nachkommen im Durchschnitt schwerer sind. Damit sind die Kälber zumeist besser vermarktbar und der Erlös pro Kalb steigt ebenfalls. Auch wenn Kalbgewicht und Kalberlös eng miteinander korreliert sind, so beschreiben sie dennoch zwei etwas unterschiedliche Merkmale und sollten daher getrennt betrachtet werden. Beide Zuchtwerte werden auf der Naturalskala (kg bzw. €) angegeben. Durch die einheitliche Basis über alle BoD-Rassen ist ein Vergleich innerhalbe einer Rasse mit dem Durchschnittswert der jeweiligen Rasse möglich. So können Sie sowohl innerhalb als auch über Rassen hinweg genau erkennen, welche Bullen Kälber mit besten Vermarktungsergebnissen hervorbringen.

⇒ Übrigens gehen die Zuchtwerte auf eine hervorragende Datenbasis zurück, die sich aus echten Kälbergewichten und Kälberpreisen der Vermarktung von BoD-Kälbern im Alter von ca. vier bis sechs Wochen speist. Eine bessere Datenbasis kann es kaum geben!


Zusammenspiel aus Abkalbungs- und Vermarktungszuchtwerten


BoD Kalbung
© Anke Rolfes

Die Abkalbeeigenschaften und das Vermarktungspotential verhalten sich eher gegenläufig. Es ist bekannt, dass hohe Geburtsgewichte häufiger zu Komplikationen bei der Geburt führen können. Auch hier helfen die neuen Zuchtwerte, denn mit ihnen können Sie nun innerhalb der Rasse gezielt Bullen auswählen, die ein gutes Wachstum mit einem geringeren Risiko für Geburtsprobleme verbinden. Das hilft, die Gesundheit Ihrer Kälber zu sichern und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit zu steigern.

Kurz gesagt: Mit den neuen Zuchtwerten für Beef-on-Dairy-Bullen wird die Auswahl noch präziser und individueller. Sie können gezielt Bullen wählen, die Ihren Zielen in Bezug auf Abkalbung, Wachstum und Erlöse am besten entsprechen – sowohl zwischen den Rassen als auch innerhalb derselben. ⇒ Das bedeutet mehr Sicherheit und bessere Ergebnisse bei Ihren Anpaarungsentscheidungen.

 


Gemeinsame Basis für bessere Vergleichbarkeit der Rassen

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© Dorothee Warder

Wie bereits bei den Zuchtwerten erwähnt, wurden die BoD-Rassen auf eine eigene Basis gesetzt. Wer mit den phänotypischen Abweichungen für Schwergeburten, Totgeburten, Tragedauer und Kälberfitness schon vermehrt gearbeitet hat, könnte wissen, dass auch diese Werte schon auf einer gemeinsamen BoD-Basis ausgegeben werden. Auch für alle neuen BoD-Zuchtwerte wird nun zukünftig diese einheitliche BoD-Vergleichsbasis genutzt. Zu den BoD-Rassen zählen übrigens Angus, Blonde d'Aquitaine, Charolais, Fleckvieh (Milch und Fleisch), INRA-95, Limousin, Uckermärker und Weißblaue Belgier (und British Blue).

Mit der neuen Basis, die auf allen BoD-Kälbern (der definierten BoD-Rassen) geboren in den letzten fünf Jahren basiert, können wir nun die besten Bullen nicht nur innerhalb sondern auch zwischen verschiedenen Rassen viel schneller identifizieren. Egal ob es um gute Abkalbeeigenschaften, die Verbesserung des Vermarktungsgewichts der Kälber oder den Verkaufserlös geht - die einheitliche Basis erleichtert die Auswahl des passenden Bullen erheblich.

 

Warum haben wir nicht einfach alles auf der Holstein-Basis gerechnet? - Dazu muss man wissen, dass die Holsteinrasse sehr leichtkalbig ist und wenig Varianz in den Kalbemerkmalen mit sich bringt. Heißt, bis auf einzelne Ausnahmen brauchen die Kühe und Rinder zumeist wenig oder keine Unterstützung bei der Abkalbung. Weil aber die BoD-Rassen häufig durch den etwas höheren Muskelanteil schwerere und größere Kälber entwickeln, ist die Varianz in den Kalbeverläufen etwas größer und die Kühe benötigen je nach eingesetztem Bullen etwas mehr Betreuung bei der Kalbung. Die bisher berechneten BoD-Abkalbezuchtwerte auf Grundlage der Holstein-Population waren durch die sehr guten Kalbeeigenschaften der Holsteins kaum sinnvoll zu interpretieren. Für Sie als Landwirt heißt es also, die bisherigen Erfahrungen beim Einsatz von Fleischrassen auf Holsteinkühen mit einzubeziehen und die neuen Zuchtwerte vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen einzuordnen. Dabei gilt auch auf der neuen Basis, dass Angus unter den BoD-Rassen in den Abkalbeeigenschaften insgesamt den sehr leichtkalbigen Holsteins am nächsten ist.

Als weiterer Grund soll eine Identifikation der besten Bullen über Rassen hinweg ermöglicht werden, da die unterschiedlichen Rassen unterschiedliche Vorteile mitbringen. Langfristig ist die Einbeziehung von Schlachtdaten angestrebt, sodass damit ein echter Beef-on-Dairy-Index realisierbar wäre. Ein solcher Index kann helfen, die unterschiedlichen Rasseschwerpunkte bestmöglich gegeneinander abzuwägen und somit die wirtschaftlichsten Bullen über alle BoD-Rassen zu identifizieren.