Dialog Rind Schwein
Selbstversorgung für alle Regionen ist weder machbar noch effizient
Nutztiere sind ein unverzichtbares Element der agrarischen Bioökonomie, darauf machen Windisch und Flachowsky in einem viel beachteten Fachbeitrag Tierbasierte Bioökonomie
aufmerksam, der in Kapitel 5 des Buches Das System Bioökonomie veröffentlicht wurde. Laien können die Kernaussagen des Beitrages hier nachlesen. Eine aktuelle Studie zum Thema Die Zukunft der Landwirtschaft: Wer produziert unsere Lebensmittel?
bestätigt diese Aussage und stellt fest: Bei der verstärkten Nutzung der verfügbaren Ressourcen und der geringeren Abhängigkeit von externen Inputs ist die Kopplung von Ackerbau und Viehzucht ein wichtiges Mittel, um die großflächige Intensivlandwirtschaft zirkulärer zu gestalten
. Die Autoren zielen damit auf eine mehr regionale, von Importen unabhängigere, kleinbäuerliche Landwirtschaft in Schwellen- und Entwicklungsländern. Sie kann aber grundsätzlich auf alle landwirtshaftlichen Regionen übertragen werden: Tierhaltung trägt zum Nährstoffkreislauf bei und schont Ressourcen.
Die Kuh und der ökologische Kreislauf
Kuhemissionen sind Teil des Kreislaufs, darauf macht Swissmilk aufmerksam. Pflanzen wandeln bei der Photosynthese CO2 um, dabei wird Kohlenstoff im Boden gebunden. Kühe nehmen diesen beim Grasen auf, wandeln ihn um und setzen bei ihrer Verdauung Methan (CH4) frei. Das wiederum wird nach einiger Zeit erneut zu Kohlenstoffdioxid (CO2) zersetzt. Und der Kreislauf beginnt von vorn. Die Kuh hat damit eine wichtige Rolle im ökologischen Kreislauf und ist Teil einer klimafreundlichen Landwirtschaft.
Food-Upcycling - Weniger Lebensmittelverluste, mehr Wertschöpfung
Mit Food-Upcycling- und Kreislauf-Konzepten kann die Konsumgüterbranche nachhaltiger wirtschaften und Treibhausgasemissionen reduzieren. Rund 8% der globalen Treibhausgasemissionen schreibt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) der Lebensmittelverschwendung zu. Wäre Food Waste
ein Land, stünde es an dritter Stelle der größten globalen CO2-Emittenten. Notwendig sind neue Prozesse zur Verwertung und Beschaffung von Nebenströmen. Jedem Lebensmittel und jedem Beiprodukt ist ein Wert beizumessen, das ist das Ziel zirkulären Wirtschaftens. Vorhandene Ressourcen wie Produktionsreste und Nebenströme besser zu nutzen, ist ein Weg.
Nutztiere spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Sie verwerten die für Menschen nicht essbare Pflanzenmasse aus der landwirtschaftlichen Produktion und erzeugen dabei hochwertige Lebensmittel. Durch diese Verwertung optimieren vor allem Wiederkäuer die Flächen- und Ressourcennutzung. Der dabei anfallende Wirtschaftsdünger wird dem agrarischen Stoffkreislauf wieder zugeführt.
Initiative Milch: "Ohne Milch? Ohne mich!"
Die Initiative Milch ruft zum Dialog auf und will sich für Kuhmilch stark machen. Kerstin Wriedt ist die Geschäftsführerin und spricht im Interview über Ziele und Herausforderungen. Initiatoren sind also die drei großen Verbände Deutscher Bauernverband, Milchindustrie-Verband und Deutscher Raiffeisenverband.
Keine Tierhaltung ist keine Lösung. Lösungen liegen auf dem Tisch und müssen zeitnah umgesetzt werden
Eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung ist derzeit ohne Tierhaltung nicht möglich, u.a. weil mit einem Kilogramm pflanzlichem Lebensmittel rd. vier Kilogramm vom Menschen nicht-essbare Biomasse anfallen. Für Tiere sind diese Koppel- oder Nebenprodukte aber ein Genuss.
Die Agrarminister der Länder diskutierten heute (1.10.) in Dresden mit Bundesministerin Julia Klöckner über die Zukunfts-Aussichten für die Landwirtschaft. Die Agrarminister votierten für den Umbau zu tierwohlgerechter Haltung, darunter Auslauf- und Freilandhaltung und 5 D (Geburt, Aufzucht, Mast, Schlachtung und Zerlegung in Deutschland). Sie forderten den Bund auf, er möge das Borchert-Papier zeitnah und umfassend umsetzen und ein verbindliches staatliches Tierwohl-Label einführen. Zustimmung kam aus dem Ministerium. Alle Grundlagen für eine zügige Entscheidung in der neuen Legislatur sind also geschaffen. Deshalb rate ich der Agrarministerkonferenz, hier Farbe zu bekennen und sich für ein Finanzierungsmodell auszusprechen
, so die Ministerin Julia Klöckner.
Wer in ein Würstchen beißt, ist Lebensmittelretter
Wer in ein Frankfurter Würstchen beißt, isst Lebensmittelabfall. Nicht in der Wurst, sondern mit der Pelle. Das kleine Stück Naturdarm ist nämlich vielleicht schon mitgezählt in einer Statistik der weggeworfenen Lebensmittel
, darauf macht der Journalist Bernd Biehl in der Lebensmittelzeitung aufmerksam. Wer also in ein Würstchen beißt, ist Lebensmittelretter
. Die Diskussion zum Thema Lebensmittelverschwendung sei moralisch überladen, findet der Journalist. Und er hat recht. Die Tönnies Unternehmensgruppe informiert aktuell, dass sie im Bereich der tierischen Lebensmittelproduktion bis zu 98 Prozent eines Tieres verwerte Bei uns wird nichts weggeworfen. Aus unseren Schlachtnebenprodukten entstehen 185 verschiedene Produkte.
Fun facts:
- Lt. EU-Verordnung 178/2002, Artikel 2, zählen unverarbeitete Tiere nicht als Lebensmittel
- Ein Kilogramm veganes Lebensmittel erzeugt vier Kilogramm nicht vom Menschen verzehrbare Biomasse
- wenn Tiere diese Neben- oder Koppelprodukte nicht verzehren würden, müssten die Lebensmittelpreise steigen.
Mit Zitronengras den Methanausstoß senken
Forschende der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein (HBLFA) in Österreich haben den Effekt einer Zitronengras-Futterzugabe auf die Methan-Konzentration in der Atemluft bei Masttieren untersucht. Dafür wurden 100 Gramm Zitronengras pro Tier und Tag in die Futterration von Mastrindern gemischt und mit Hilfe eines Pansensensor die Veränderung des Methanausstoßes gemessen. Es zeigte sich, dass Zitronengras als Beimischung methanreduzierend wirkt. Durch die Zugabe von Zitronengras konnte der Methanausstoß um bis zu 15% reduziert werden.
Konsum von Milchprodukten und kardiovaskuläre Gesundheit: eine Meta-Analyse prospektiver Kohortenstudien
Der Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Milchprodukten und der kardiovaskulären Gesundheit ist nach wie vor sehr umstritten. Die Oxford Academie hat im Journal Advances in Nutrition
eine Kohortenstudien über den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milchprodukten und dem Risiko für Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Schlaganfall quantitativ zusammengefasst. Dabei wurden insgesamt 55 internationale Studien ausgewertet. Der Gesamtverzehr von Milchprodukten war unabhängig von der Verzehrsmenge mit einem geringeren Risiko für Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit und Schlaganfall verbunden. Trotz mäßiger bis erheblicher Heterogenität der Studien blieben diese Zusammenhänge über mehrere Untergruppen hinweg konsistent.
Eine effiziente Milcherzeugung schont Ressourcen und das Klima
Die verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche wird weltweit ständig kleiner, da die Siedlungs- und Verkehrsfläche kontinuierlich ansteigt. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung und mit ihr auch der Bedarf nach hochwertigen Nahrungsmitteln. Immer mehr Menschen müssen von immer weniger landwirtschaftliche Nutzfläche ernährt werden. An einer nachhaltigen Intensivierung unserer Lebensmittelerzeugung geht daher kein Weg vorbei. Bei der Milcherzeugung gibt es international große Unterschiede, beispielsweise bei der Milchleistung je Kuh. Deutschland erzeugt jährlich rund 33 Mio. Tonnen Rohmilch und ist somit Spitzenreiter in Europa. Für diese Milchmenge werden in Deutschland 3,9 Mio. Milchkühe gehalten. Im Vergleich: Brasilien erzeugt mit knapp 36 Mio. Tonnen annähernd gleich viel Milch, hält hierfür aber über 15 Mio. Milchkühe.
Humanmedizin setzt große Mengen Reserveantibiotika ein
Das Auftreten resistenter Keime beim Menschen ist immer wieder Gegenstand öffentlicher Diskussion. Zuletzt stand im September dieses Jahres ein weitreichendes Verbot von bestimmten antimikrobiellen Wirkstoffklassen in der Tiermedizin zur Abstimmung. Sogenannte Reserveantibiotika sollen exklusiv für die Humanmedizin vorbehalten sein. Wie aus einer im MDPI Fachjournal Antibiotics
veröffentlichten Studie hervorgeht, werden in Deutschland beim Menschen beachtliche Mengen Reserveantibiotika verordnet. Demnach ist der deutsche humanmedizinische Verbrauch von Cephalosporinen im Vergleich zu Dänemark 80 bis 100 Mal höher. Der Verbrauch von Fluorchinolonen ist bei deutschen Humanmedizinern im Vergleich zu Großbritannien 2,3 bis 3,2 Mal höher.