Verlagert Europas Green Deal Umweltschäden in andere Länder?
Der Green Deal der Europäischen Union, der im Dezember 2019 angekündigt wurde, enthält Ziele zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen sowie weitere umfassende Ziele zur Nachhaltigkeit. Die EU ist jedoch stark von Agrareinfuhren abhängig und kaufte im vergangenen Jahr ein Fünftel der Feldfrüchte und drei Fünftel der Fleisch- und Milchprodukte aus dem außereuropäischen Ausland ein. Darauf macht der Wissenschaftler Richard Fuchs am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in einem Kommentar aufmerksam, der am 26. Oktober in nature.com
erschienen ist.
Diese Importe hätten es den Europäern ermöglicht, weniger intensiv zu wirtschaften. Außerdem stammten die Importe aus Ländern, deren Umweltgesetze weniger streng seien als die in Europa. Demnach lagern die EU-Mitgliedstaaten die Umweltbelastungen in andere Länder aus, mahnt der Wissenschaftler. Für den Green Deal
wurden keine parallelen Ziele für den Außenhandel festgelegt, kritisiert Fuchs. Er schlägt vor, Nachhaltigkeitsstandards auch für Importprodukte zu harmonisieren und den EU-Produktionsstandards anzugleichen. Weiterhin müssten Zollkontrollen durchgesetzt und ein klares Zertifizierungs- und Kennzeichnungssystem entwickelt werden. Die Kohlenstoffbilanzierung nach dem Pariser Abkommen erfasst nur Emissionen, die innerhalb einer Nation produziert werden, nicht diejenigen, die in den importierten Verbrauchsgütern enthalten sind. Jeder EU-Bürger importiert
derzeit etwa 1 Tonne Kohlendioxid pro Jahr in Waren, die in die EU gelangen, erinnert der Autor in seinem Kommentar.