FBF-Fachtagung 2023: Die Zukunft im Blick
Unter dem Titel Weitblick in Krisenzeiten - Innovation und Kommunikation als Werkzeuge der Zukunft
fand die dritte Fachtagung des Fördervereins Bioökonomieforschung e.V. (FBF) am 5. September 2023 in Kassel statt. Der FBF freute sich über das große Interesse und die Diskussionsfreude der Tagungsteilnehmer.
Cultured Meat auf dem Mittagstisch
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussion über eine Reduzierung des Pro-Kopf-Fleischkonsums, gab Jun.-Prof. Dr. Ramona Weinrich, Universität Hohenheim, einen Überblick über die Zukunftsaussichten von Cultered Meat. Zum einen informierte sie über den aktuellen Forschungs- und Entwicklungsstand der Industrie, zum anderen befasste sie sich mit der Marktakzeptanz der Produkte. Studienergebnisse haben gezeigt, dass die Bereitschaft der Gesellschaft ihre Ernährungsgewohnheiten umzustellen tendenziell gering ist und ein einige Befragte nicht bereit wären, Cultured Meat zu probieren. Schätzungen zu Folge wird der Marktanteil von solchen Produkten bis 2025 noch unter 1 % liegen, bis 2030 könnte sich der Anteil auf 10 % ausweiten. Entscheidend ist aus Sicht von Jun.-Prof. Weinrich die Kommunikation. Als Werbewirksame Schlagworte gelten - insbesondere für die jüngere Generation - Tierwohl, ein reduzierter Antibiotika-Einsatz und reduzierte Umweltauswirkungen. Letztere seien derzeit allerdings schwer quantifizierbar, da verschiedene Rechenmodelle verwendet werden, die evtl. die Vorteile der Nutztierhaltung außer Acht lassen.
Epigenetischer Fingerabdruck für den Herkunftsnachweis von Fleisch
Prof. Dr. Frank Lyko und Dr. Sina Lyko-Tönges, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg, erläuterten eindrucksvoll den Hintergrund der Epigenetik und beschrieben die Einsatzmöglichkeiten dieses Forschungsfelds am Beispiel der Wiesenheuschrecke, Bienen und des Marmorkrebs. Studien zum Marmorkrebs zeigen, dass die Tiere bei identischem Genom je nach Umwelt verschiedene Ausprägungen des Methylierungsmusters zeigen. Dieses Phänomen bezeichnen die Forscher als Epigenetische Ecotypen
. Anhand des umgebungsspezifischen Methylierungsmusters ließ sich somit der Lebensort der Krebse bestimmen. Darauf aufbauend lässt sich aus Sicht der Forscher möglicherweise bei Nutztieren auf die Haltungsform und den Herkunftsbetrieb schließen. Weitere Studien zur Rückverfolgbarkeit von Hühnerfleisch waren bereits erfolgreich. Die Forscher zeigten sich zudem zuversichtlich, dass ein solches Nachweisverfahren perspektivisch ebenfalls für Rind- und Schweinefleisch möglich sein kann.
Auf den Ton kommt es an
Die Tierhaltung steht seit 2014 bei den kritischen Themen der Ernährungsbranche auf Platz eins, berichtete Lena Meinders, AFC Risk & Crisis Consult GmbH. Lena Meinders beschrieb anhand praktischer Beispiele, dass sich die Landwirtschaft bei der medialen Berichterstattung nicht in die Opferrolle drängen lassen sollte. Um dem entgegenzuwirken, sei allerdings ein umfassendes strategisches Konzept notwendig. Sollten Themen bewusst von Seiten der Landwirtschaft kommuniziert werden, müssten u.a. die dargelegten Fakten überprüfbar sein. Werden Sie laut und überlassen Sie die Themenführerschaft nicht den anderen
, appellierte Lena Meinders an die Teilnehmer. Eine erfolgreiche Kommunikation benötige dabei viele Wege und kann nur über einen Dialog funktionieren.
In weiteren Fachvorträgen berichteten Christoph Wieschhoerster und Dr. Kerstin Fiebig, MSD Tiergesundheit, über moderne Monitoringsysteme, die u.a. bei der Gesundheitsüberwachung von Milchkühen und Schweinen helfen sollen. Der Fokus lag hier zum einen auf dem SenseHub System zur Brunsterkennung und Gesundheitsüberwachung von Milchkühen sowie dem digitalen Schweinepass LeeO
, einem Monitoringsystem, welches mithilfe von elektronischen Ohrmarken über die gesamte Wertschöpfungskette für Schweine Einzeltierdaten erfassen soll.