Menschen, Kühe, Emotionen
Am 9. und 10. Juni 2023 fand die 2. Ausgabe der German Dairy Show statt. Nach vierjähriger Corona-Pause und dem Umzug ins hessische Alsfeld waren alle sehr gespannt, wie das vom Bundesverband Rind und Schwein veranstaltete Event von Beschickern und Zuschauern angenommen würde. Bereits der Blick in den Katalog zeigte, dass die Zahl der angemeldeten Kühe den gesetzten Rahmen fast sprengen würde. Insgesamt stellten sich 267 Schaukühe dem Urteil der Preisrichter Thomas Hannen (Holstein, Rotvieh/Angler), Lambert Weinberg (Red Holstein, Jersey) und Peter Stückler (Fleckvieh, Brown Swiss). Nicht zuletzt durch den mehr in der Mitte Deutschlands gelegenen Veranstaltungsort war vor allem die Resonanz bei den süddeutschen Rassen größer als bei der Premiere der German Dairy Show 2019.
Toller Auftakt durch die Jungzüchter
Bereits am Donnerstag eröffneten die Jungzüchter die Schau mit ihrem Clipping-Wettbewerb. Preisrichter Jonas Melbaum vergab den Sieg in den jungen Klassen an Kathrin Hanemann (VOST) vor Tilman Gumtz von der RinderAllianz Sachsen-Anhalt. Auch bei den älteren Jungzüchtern holte sich mit Lisa Cramer eine Teilnehmerin aus Ostfriesland den Siegerpokal. Sie konnte sich gegen Michelle Krugmeier von der Masterrind Verden durchsetzen.
Den Vorführwettbewerb am Freitag richtete Marcel Egli aus der Schweiz. Er meisterte diese Aufgabe absolut souverän, erläuterte seine Entscheidung mit nachvollziehbaren Kommentaren und sparte nicht mit lobenden Worten für die Leistung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wichtige Kriterien waren für ihn fehlerfreies, schnelles Aufstellen, das korrekte Befolgen seiner Kommandos, Harmonie von Mensch und Tier sowie eine aufmerksame Körperhaltung beim Vorführen.
In den jungen Klassen stellte er Lara-Sophie Röhling (RUW) als klare Siegerin heraus. Sie bestach durch Ruhe, Schnelligkeit beim Aufstellen und ständige Kontrolle über ihr Tier. Den Ausschlag, sie am Ende vor der Reservesiegerin Paula Drieling (Masterrind WEU) zu platzieren, gab ihre Leistung beim Tiertausch. Ihr Umgang mit dem fremden, nicht ganz einfachen Tier überzeugte Marcel Egli.
In den älteren Klassen konnte sich mit Laura Köster ebenfalls eine Jungzüchterin aus dem RUW-Gebiet durchsetzen. Sie hat klar gezeigt, dass sie gewinnen will. Es gelang ihr hervorragend, die Schwächen des nicht einfach vorzuführenden Tieres zu kaschieren
, so der Kommentar des Preisrichters. Den Reservesieg vergab er an Luke Lohmöller (Masterrind WEU) und lobte dessen coole
Art des Vorführens und das schnelle Umsetzen seiner Kommandos.
Der anschließende Typwettbewerb zeigte, dass die Qualität des tierischen Nachwuchses der der Vorführleistungen in nichts nachstand. Als bestes Typtier prämierte Preisrichter Marcel Egli Loh SCH Mojito (Lambda x Diamondback) von Loh-An Holsteins, Schönhof Holstein und Yasin Zeh. Das kurz vor dem Kalben stehende Jungrind konnte mit viel Ausdruck, guter Rippe und korrekten Fundamenten, gerade auch in der Vorderbeinstellung, gefallen. Die optimale Kombination von Feinheit und Breite gab den Ausschlag, dieses Tier vor die schicke Reserversiegerin Melbourne (Gymnast x Elio Red P) von Matthias Krugmeier zu stellen.
Supreme Junior Champion
Das Richten der Färsen aller Rassen stand als Nächstes auf dem Programm.
Da bei den elf Angler/Rotvieh-Kühen nur eine Färse dabei war, fiel in dieser Kategorie bereits die Entscheidung über den Grand Champion der Rasse. Richter Thomas Hannen bezeichnete die roten Kühe im Ring als echte Augenweide und vergab den Siegertitel an die drittkalbige Wolke (Tadel x Impalu) von Thomas Wiethege. Diese Kuh hat alles: Länge, Stärke in der Vorhand und hervorragende Fundamente.
Reservesiegerin wurde Red Lady (Tadel x Nougat) von der Böhl-Melbach GbR, die mit einem super Euter glänzte.
Die Bezeichnung
klein, aber fein" passte perfekt zur Konkurrenz der Jerseys, die von Lambert Weinberg gerichtet wurde. Er stellte KFV Cinderella (Choice x Dallas) von Wiethege, Kaufmann, Spanier als Siegerfärse heraus. Sie überzeugte mit Jugendlichkeit, viel Länge, einer schönen Rippe sowie einer tadellosen Oberlinie. ZH Kentucky (Casino x Barnabas) von Mechthild Henkelmann sicherte sich mit herausragender Eutertextur den Reservesieg.
Die zwei Klassen der Fleckviehfärsen brachten Preisrichter Peter Stückler aus Österreich ins Schwärmen. Über solche Kühe kann man sich nur freuen
, so sein Kommentar. Zur Siegerin machte er Sina (Ex Machina x Imperativ) von Georg Bäuml. Sie kombinierte Kraft und Jugendlichkeit mit einem drüsigen Euter, das sich durch ein klares Zentralband auszeichnete. Der Reservesieg ging an Hanna (Mailand x Wahrhaft) von der Hegwein GbR, die durch viel Länge und Ausgeglichenheit bestach.
Bei den Brown Swiss-Färsen stellte Peter Stückler Toni (Casanova x Verdi) als klare Siegerin heraus und kommentierte: Sie hat mich sofort fasziniert
. Ihre Jugendlichkeit und das drüsige, hochangesetzte Euter ließen sie vor der Reservesiegerin Adzido (Vassido x Huray) von der Jehle GbR gehen. Diese punktete mit viel Rahmen und Kapazität.
Die Qualität der rotbunten Färsen begeisterte Lambert Weinberg so sehr, dass er selbst im Ring applaudierte. Dennoch gab es für ihn eine eindeutige Siegerin: Rosalie (Mirand PP x Awesome) von Henrik Wille. Die sehr komplette Färse zeigte viel Typ und hatte klare Pluspunkte im Euter. Etwas mehr Breite ließen sie vor der Reservesiegerin Elodie (Swingman x Styx) vom Landwirtschaftsbetrieb Schröter gehen. Diese glänzte mit einem tollen Seitenbild und tadellosen Fundamenten.
Mit vier Färsenklassen stellen die Holsteins das stärkste Kontingent. Obwohl die letzte Klasse wohl über die ausgeglichenste Qualität verfügte, fand Thomas Hannen seine Siegerin direkt in der jüngsten Klasse. Loh Milana (Lambda x O Ki) vom Betrieb Lohmöller war für ihn der Easy Winner. Sie bringt alles mit, was ich von einer Färse erwarte: Balance, Harmonie, ein super Euter und genügend Körper. Außerdem besticht sie mit hervorragender Bewegung.
Als Reservesiegerin zeichnete er Rolanda (Ronald x Defender) von Stefan Gumpold aus, die für ihn mit sehr schönen Übergängen, femininem Ausdruck und Dairyness punktete.
Den emotionalen Höhepunkt des Tages bildete die Wahl des Supreme Junior Champion. Dafür kamen die sechs Siegerfärsen und das Typtier von Laserstrahlen umspielt in den Ring, ein wirklich beeindruckendes Bild, das die Zuschauer mit anhaltendem Beifall honorierten. Trotz der durchgängig hohen Qualität waren sich die drei Preisrichter schnell einig und vergaben den rasseübergreifenden Titel an die Holstein-Färse Loh Milana.